Die Briefe von Nikos Kavvadias an die Familie folgen einer chronologischen Reihenfolge. Vielleicht sind im Laufe der Jahre einige verloren gegangen. Sie werden bemerken, dass es keine Korrespondenz aus der letzten Lebensphase gibt. Der Grund dafür ist, dass er, um uns zu erfreuen, im Mittelmeer reiste und somit jede Woche bei uns war. Der Abschied von ihm war immer besonders schwierig, schmerzhaft; 'Trennung verwundet, sie tötet nicht', schreibt er selbst. Ich erinnere mich, wie wir auf den Postboten warteten und die tiefe Enttäuschung, wenn er keinen Brief brachte. Seine fernen Reisen waren für mich zu einem Albtraum geworden. Ein Albtraum, der sowohl die Erwartung als auch die Freude seiner Rückkehr verbarg. Er erwähnt oft in den Briefen die Geschenke, die er für mich kaufte. Die Bedeutung lag nicht so sehr im Gegenstand selbst, sondern in der Geschichte, die ihn begleiten würde. Die Beschreibung der Stadt, der Straße, des Ladens, der Person, die es verkaufte. Auf diese Weise nahm er mich mit. Er erzählte mir, dass jedes Land seine eigene Farbe und seinen eigenen Geruch hat. China ist grau und gelb und riecht nach Knoblauch und gebratenem Gemüse. England riecht nach Pears-Seife und Huntley & Palmer-Keksen. Er vermisste das Reisen mit den Frachtschiffen und sagte, er sei wie in Baras Gedicht 'Cleopatra, Semiramis und Theodora' geendet. Etwas anderes, das ihn auf den kurzen Reisen hielt, war die besondere Bindung, die er zu meinem Sohn Philippos hatte. Sie verbrachten endlose Stunden zusammen mit seltsamen Geschichten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wollte, dass diese Briefe veröffentlicht werden, vielleicht weil ich sie als etwas sehr Persönliches betrachte, das schwer zu teilen ist. Meine Mutter und Philippos dachten - weil viele dieser Texte wichtig sind -, dass sie seinen Lesern bekannt gemacht werden sollten. Die Briefe zeigen seinen Charakter. Menschen, die ihn als Schriftsteller lieben, werden ihn auch in seinem Privatleben kennenlernen. Philippos und ich verdanken ihm und meiner Mutter die sehr glücklichen Kindheitsjahre, die sie uns mit ihnen gaben. [Auszug aus dem Text des Prologs]