Die Frage "Was ist Gerechtigkeit?", die im Titel des Buches enthalten ist, ist sehr alt. Sie hat Rechtswissenschaftler und Philosophen von der Antike bis zur Gegenwart beschäftigt. Man könnte sagen, dass es sich um eine Frage handelt, die derjenigen ähnelt, die Pontius Pilatus an Jesus Christus im Prätorium richtete: "Was ist Wahrheit?" Das Ziel dieses Buches ist jedoch nicht, die Suche nach einer Antwort fortzusetzen, die möglicherweise gar nicht existiert. Das Anliegen des Autors ist hier viel einfacher: Es besteht in dem Bemühen, Recht und Rechtswissenschaft dem gewöhnlichen Bürger näherzubringen; das Recht von der Ebene der Theorie auf die Realität des täglichen Lebens herunterzuholen; dem Nichtfachmann klarzumachen, was die Rechtsregeln bedeuten und wie sie täglich in einer Vielzahl von Fragen (kommerziell, wirtschaftlich, familiär, erbrechtlich usw.) angewendet werden, die sich aus dem Zusammenleben der Menschen in einer Gemeinschaft ergeben. Obwohl das Recht direkt und untrennbar mit dem täglichen Leben der Menschen verbunden ist, zieht es nicht in gleichem Maße das Interesse und Vertrauen der Menschen auf sich wie andere soziale und politische Wissenschaften, wie Geschichte, Soziologie, Philologie, Kunstgeschichte usw. Mit dem Ehrgeiz, dieses Bild zu ändern, versucht der Autor so einfach wie möglich und mit der Verwendung vieler Beispiele, dem Nichtjuristen ein Fenster in das "Paradies" der Rechtsbegriffe zu öffnen; die Funktionsweise vieler Institutionen zu erklären; juristische Konstrukte, die schwer verständlich erscheinen, so weit wie möglich zu vereinfachen; und klarzumachen, dass der Gesetzgeber, obwohl er manchmal (oder in manchen Epochen) bei der Produktion von Gesetzen übertreiben mag (daher unsere wohlbekannte Fülle an Gesetzen), im Allgemeinen nicht willkürlich handelt! Hinter jeder gesetzlichen Regelung steht das Bemühen, Alltagsprobleme zu lösen und die widerstreitenden Interessen der Mitglieder der Gesellschaft zu klären.